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Über 5 Jahre ÖTV: Thomas Schweda zieht Bilanz

Thomas Schweda, ÖTV-Geschäftsführer Wirtschaft, sieht den Österreichischen Tennisverband trotz Corona in einer stabilen budgetären Lage.
Verfasst von: Harald Schume / Redaktion, 06.04.2022
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Thomas Schweda

Seit 1. Jänner 2017 ist Thomas Schweda Geschäftsführer des Österreichischen Tennisverbandes, der mit seinen 180.000 Mitgliedern und 400.000 Spielern der zweitgrößte Sportfachverband des Landes ist. Nach über fünf Jahren zog der Wiener bei der ÖTV-Generalversammlung am vergangenen Wochenende in Graz eine erfreuliche Zwischenbilanz. Die wie folgt aussieht:

„Nach dem Ausstieg des Hauptsponsors mit Ende 2016 klaffte bei meinem Antritt ein großes Loch im Budget. Uns ist es gelungen, alle bestehenden Sponsoren zu halten bzw. auszubauen sowie neue Sponsoren im Online-Bereich dazuzugewinnen. Dadurch konnte das fehlende Budget aufgeholt werden. Das Budget, das sich aus Verband und der Davis-Cup-Vermarktungsgesellschaft zusammensetzt, steht auf drei sehr soliden Säulen: Fördergelder des Bundes, Mitgliedsbeiträge aus den Landesverbänden und Erträge aus dem Sponsoring. Die Vermarktung des Verbandes gestaltet sich nicht immer einfach, da etwa die Planbarkeit des Davis Cups von der Auslosung und somit von der kurzfristigen Bekanntgabe des Spielorts und des Gegners abhängig ist. Diese Zeitspanne für die Planung beträgt manchmal nicht mehr als vier Monate. In dieser knappen Zeit müssen ein passender Austragungsort, ein Host Broadcaster und Sponsoren gefunden werden, um ein positives Ergebnis bei einem Heimevent zu erwirtschaften.

Ich sehe den ÖTV in erster Linie als Service-Dienstleister für alle Landesverbände, Vereine und ihre Spieler, gespickt mit Spezialisten als Referatsleiter – ohne all die ehrenamtlichen Funktionäre ist ein Verband in unserer Größe unmöglich zu führen. Wir haben intensiv an den internen Abläufen und einer besseren internen Kommunikation gearbeitet, um ein optimales Miteinander zwischen der Geschäftsstelle in Vösendorf, dem Präsidium und den Landesverbänden mit ihren Geschäftsstellen herzustellen. Ein großes Dankeschön an die regionalen Generalsekretäre und deren LandesverbandspräsidentInnen! Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass hier die Kommunikation und Zusammenarbeit bedeutend verbessert wurde.

Bis zu 13 Millionen Website-Aufrufe pro Monat

Auch was die gemeinsame Vermarktung betrifft, haben wir Schritte in die richtige Richtung getan. Wir müssen gemeinsam für alle Zielgruppen die richtigen Produkte zur Verfügung stellen. Ein essenzieller Punkt der Vermarktung ist die Digitalisierung bzw. die ÖTV-Homepage. Die Website hat dadurch, dass alle News zusammengeführt werden und alle Ergebnisse aus allen Bundesländern aufscheinen, Top-Zugriffszahlen. Tennisaffine Marken nutzen immer mehr die digitalen Vermarktungsmöglichkeiten des ÖTV auf der Homepage, via Newsletter und im Social-Media-Bereich, der bis vor drei Jahren kaum bedient wurde. Alle Werbeflächen für ÖTV-Sponsoren werden auf den Landesverbandsseiten durchgeschaltet – dies ergibt stark gewachsene Kontaktchancen. Auf den hochfrequentierten Seiten wie etwa Tabellen, Ranglisten und dem Turnierkalender wurden zusätzliche Online-Werbeplätze geschaffen, um den Partnern eine zielgruppengenaue Plattform zu bieten. Die Website des ÖTV und der Landesverbände verzeichnet in Spitzenmonaten bis zu 13 Millionen Aufrufe.

Ziel ist es, weiter akribisch an der Professionalisierung des Verbandes zu arbeiten. Letztes Jahr wurden erstmals die Finalspiele der Staatsmeisterschaften in Oberpullendorf live auf ORF Sport+ übertragen. Vom Bundesliga-Final-Four und den Gruppenspielen haben wir ein Spitzenspiel des Final Four auf ORF Sport+ gezeigt und den Rest im Livestreaming angeboten, das hervorragend angenommen wurde. Diesen eingeschlagenen Weg, unsere Spitzenprodukte noch stärker zu promoten und zu wahren Premium-Produkten des österreichischen Tennissports aufzubauen, werden wir beharrlich weitergehen.

Außerdem müssen wir unseren Sport fitter für den Nachwuchs und die Zukunft machen und diesen geliebten Sport dahingehend entwickeln. Wir dürfen uns nicht in starren Strukturen eines Verbandes verirren, sonst verlieren wir den nachwachsenden Markt aus unserem Fokus.

oetv.at: Digitale Kanäle sind ein Türöffner für neue Sponsoren. Wie wahren Sie die Balance zwischen diesen Interessen und Fan-Bindung?

Thomas Schweda: Jeder Newsletter beinhaltet neben Informationen eines Partners auch zwingend ein Thema des ÖTV bzw. aus der Tenniswelt mit Österreich-Bezug. Es gibt keinen reinen Werbe-Newsletter. Unsere Partner verschicken über uns ebenfalls Themen mit Tennisbezug. Diesen Partnern steht eine begrenzte Anzahl an Newslettern zur Verfügung, sodass wir unsere Fans und letztlich Mitglieder nicht mit Spams überhäufen.

Heute reicht es nicht mehr, einen Praktikanten für die Social-Media-Arbeit zu beauftragen. Wie sieht die Social-Media-Agenda des ÖTV aus?

Der ÖTV hat vor über eineinhalb Jahren begonnen, den Social-Media-Bereich durch einen Verantwortlichen im Marketing professioneller zu führen und zu betreuen. Ende 2018 haben wir uns schlussendlich für eine Kooperation mit der Social-Media-Agentur ML Marketing entschlossen, um den großen Content, der in gesamt Tennis-Österreich vorhanden ist, professionell zu kanalisieren, aufzubereiten und in den entsprechenden Social-Media-Kanälen zu transportieren. In diesem Zuge haben wir auch mit Instagram gestartet, um die junge Zielgruppe zu erreichen. Weiters haben wir den Social-Media-Auftritt in allen Kanälen grafisch komplett neugestaltet. Wir möchten modern und authentisch kommunizieren und uns auch im Social-Media-Bereich als Experte im Tennis positionieren. Unsere Social-Media-Seiten haben vier Funktionen: Informationskanal, der alles Wissenswerte und Hintergründe im Tennisbereich zur Verfügung stellt; Entertainment-Kanal, der auf spielerische Art und Weise Wissen vermittelt (Videos, Grafiken, Gewinnspiele, Quizze etc.); Servicekanal für Anfragen und Beschwerden; Plattform mit großer Reichweite und definierter Zielgruppe für Partner und Sponsoren.

Inwiefern macht sich die verstärkte Social-Media-Tätigkeit des ÖTV bereits bezahlt?

Obwohl für die Social-Media-Kanäle des ÖTV kein Werbebudget zur Verfügung steht, ist ein signifikantes Wachstum zu bemerken. Im Vergleich zu anderen Verbänden ist die Reichweite verhältnismäßig hoch und die Interaktion sehr stark. Bei Großveranstaltungen wie dem Davis Cup, den Österreichischen Staatsmeisterschaften oder dem Bundesliga-Final-Four erhöhen einzigartige Hintergrundberichte, Interviews und Beiträge mit Spitzenspielern das Interesse an den Social-Media-Kanälen. ÖTV-Partner werden bei gemeinsamen Kampagnen in diesen Kanälen dementsprechend integriert. Diese zeitgemäße Kommunikation war erst durch den Aufbau einer professionellen Marketingstelle möglich.

Wie werden Verbandsmitglieder zu Multiplikatoren?

Die Mehrheit der österreichischen Tennisspielerinnen und Tennisspieler auf hohem Leistungsniveau sind auf Instagram und Facebook aktiv. In diesem Bereich ist es sehr wichtig, sich gegenseitig bei gewissen Postings zu „markieren“, um so den Multiplikations-Effekt in allen Altersklassen optimal zu nutzen. Auch unsere ÖTV-Trainer, die ÖTV-Referate, alle Landesverbände und Turnierveranstalter sind aufgerufen, den ÖTV dabei aktiv zu unterstützen.

Wie sieht die Zukunft aus? Nur noch digital?

Der ÖTV hat das Privileg, die offizielle Rangliste, den offiziellen Turnierkalender und die offiziellen Liga-Tabellen auf der ÖTV-Website zu präsentieren. Daher werden dort sehr große Zugriffszahlen gemessen, und die neu geschaffenen Online-Werbeplätze für ÖTV-Partner funktionieren sehr gut. Ein großer Teil der Turnierorganisation, etwa die Einreichung beim ÖTV oder die Spieleranmeldung, funktioniert ebenfalls schon online. In den Tennisvereinen selbst schreitet die Digitalisierung auch in großen Schritten voran – Online-Platzreservierung, Mitgliederverwaltung etc. Im organisatorischen Bereich wird sich der Tennissport daher bestimmt digital noch weiterentwickeln. Man darf bei all der Digitalisierung jedoch nicht vergessen, dass Tennis immer noch offline am Platz stattfindet. Daher wird es auch zukünftig emotionsgeladene Tennisevents geben, bei denen Freud und Leid live miterlebt werden können.

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