U16-Europameisterschaft: Historische Goldmedaille für Pircher

Der weibliche Tennisnachwuchs macht weiter von sich reden. Dreieinhalb Monate nach dem allerersten rot-weiß-roten Juniorinnen-Grand-Slam-Coup durch Lilli Tagger bei den French Open in Paris hat nun Anna Pircher am Samstag zu Mittag sensationell die U16-Europameisterschaft in Parma gewonnen – und das als noch Jahrgangsjüngere in ihrer Altersklasse. Die zweitgesetzte Tirolerin besiegte im Endspiel der 2025 European Junior Championships 16 & Under die fünftgereihte Niederländerin Antonia Stoyanov recht klar 7:5, 6:1 und eroberte damit die für den ÖTV historische Goldmedaille. Die 15-Jährige, die sich heuer auch schon in die Top 100 der U18-Weltrangliste und ins WTA-Damenranking gespielt hat, ist die zweite österreichische U16-EM-Mädcheneinzelsiegerin neben Petra Ritter, die in Saragossa im Jahre 1988 triumphiert hatte. Letzte rot-weiß-rote Finalistin der Altersstufe U16 war Barbara Schett in Berlin 1992 gewesen. Insgesamt ist dies der fünfte weibliche ÖTV-Sieg im Einzel in der Geschichte der Jugendeuropameisterschaften (U14/U16/U18): Bei den Unter-14-Jährigen gab’s bisher noch gar keinen, bei den Unter-18-Jährigen hatten Petra Huber (Genf 1983), Marion Maruska (Zagreb 1990) und zuletzt Barbara Schwartz (Klosters 1997) Erfolge verbucht. Die heimischen Burschen halten bei sechsmal Gold im Single – durch Reinhard Wawra (U14 in Lissabon 1987, U18 in Zagreb 1990), Horst Skoff (U16 in Ostende 1984), Stefan Koubek (U16 in Hartberg 1993), Lucas Miedler (U16 in Moskau 2012) und Joel Schwärzler (U16 in Prerov 2022).
Pircher: „Sicher mein bisher größter Titel“
Pircher hatte im Vorjahr im tschechischen Most mit Lea Haider-Maurer bereits EM-Silber im U14-Mädchendoppel geholt. Diesmal klappte es im Einzel gar mit dem obersten Platz auf dem Siegespodest. „Das ist sicher mein bisher größter Titel“, strahlte die Teenagerin im Gespräch mit dem Österreichischen Tennisverband. Dabei war sie im Finale im ersten Satz bei 4:5 nur zwei Punkte vom Satzrückstand entfernt, verlor danach aber bloß noch ein Game. „Es war eine super Woche. Ich habe das Turnier sehr konstant durchgespielt, lediglich einen Satzverlust in der dritten Runde gehabt, wo die Gegnerin auch sehr stark gespielt hat. Ich bin sehr froh, das Turnier gewonnen zu haben und stolz drauf. Ich freue mich, dass ich für Österreich spielen durfte, das war mir eine Ehre“, meinte Pircher. Und dankte Pia König „für ihren super Support. Sie hat mich die Woche sehr gut unterstützt.“ Die Ex-WTA-Profispielerin hatte den Schützling von Oliver Ploner in der oberitalienischen Großstadt Parma im ÖTV-Auftrag vor Ort betreut. „Das war eine super Woche von Anna“, freute sich auch die Niederösterreicherin. „Man muss sagen: Wenn man weiß, wie Anna spielt, dann hat man es gewusst, dass der Sieg möglich ist. Im Laufe der Woche ist das immer sichtbarer geworden. Wenn sie ihr Spiel durchzieht, gibt es in dieser Altersklasse nicht viele, die sie in Europa schlagen können. Sie hat es sauber zu Ende gespielt und es sich redlich verdient.“ Begeistert zeigte sich auch Marion Maruska, die Ritter beim bisher letzten österreichischen Sieg in Saragossa 1988 im Doppel zum Double verholfen hatte: „Es ist toll, dass wir nach so langer Zeit wieder mal eine EM-Goldmedaille bei den Mädels haben. Anna hat in diesem Jahr mit einigen Erfolgen auf U18-Ebene und sogar schon bei den Damen aufgezeigt. Das ist jetzt die Draufgabe – und auch für sie sicherlich ein ganz besonderer Erfolg“, so die ÖTV-Sportkoordinatorin und -Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin.

